LeibnizLetter of Education 1/2019

20 LeibnizLetter 2019 · 01 Aus den Projekten Sprache und Migration in der Lehramtsbildung Buchveröffentlichung der LeibnizWerkstatt I m Rahmen des Projekts zur Sprachler- nunterstützung für Geflüchtete bietet die LeibnizWerkstatt seit Herbst 2015 Werkstätten und Vorträge an. Das inter- disziplinäre Angebot praxisnaher und the- oriebasierter Art trägt zur Sensibilisierung der Studierenden bei. Mit ihrem Engage- ment helfen sie den Fluchtmigrierten bei der sprachlichen und anderweitigen All- tagsbewältigung in Deutschland. U m dieser bedeutsamen migrations- gesellschaftlichen und -pädagogi- schen Unterstützung Nachhaltigkeit zu verleihen, wurden 25 Inputs der Leibniz- Werkstatt in einem ersten Sammelband zusammengetragen und mit einer Einlei- tung sowie einer Reflexion versehen. D ie interdisziplinären Beiträge dieses Rahmenbandes nehmen Analysen vor und zeigen Perspektiven auf, die sonst nur imjeweiligenFachbekanntgewesenwären, in dieser Zusammensetzung aller- dings auch Fachfremde ansprechen wollen. Auf den für Neuzugewan- derte zweifelsohne notwendigen Zu- gang zur Sprache Deutsch unter Be- rücksichtigung von Mehrsprachigkeit und Mehrschriftlichkeit hinweisend, fokussiert diese Aufsatzsammlung zu- gleich auf die Notwendigkeit, einen ganzheitlich geprägten Zugang und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. D ie sechs Kapitel des Sammelbandes werden im Folgenden kurz vorgestellt. I. Historisches: Migrations- bewegungen und Umgang mit Sprachen D as erste Kapitel mit fünf Beiträgen stellt Migrationsbewegungen und die Erfahrung mit Sprachen nach der Flucht bzw. Migration im 20. Jahrhundert vor. Es geht dabei je nach Perspektive um mit- genommene bzw. mitgebrachte Sprachen und um Aneignung, Anwendung, Über- setzung und ggf. Verdrängung von der einen wie der anderen Sprache. Z wei Beiträge befassen sich mit der im „biographischen Gepäck“ mitgenom- menen Sprache Deutsch. Allerdings stellt Deutsch hier die Familiensprache und Erstsprache von jüdischen Geflüchteten vor dem Zweiten Weltkrieg dar, die sich entweder in das benachbarte Großbritan- nien oder in das weit entfernte Palästina begeben mussten, um – aus dem ihnen vertrauten Umfeld losgerissen – über- haupt überleben zu können. Der nächste Beitrag handelt von Gastarbeitenden, der sprachlichen Ankunft aus dem benach- barten Spanien und von vorhandenen wie fehlenden Übersetzungsdienstleistungen. Die soziologische Sicht auf Spracherwerb, implizites Wissen und interkontinentale prä- und postkoloniale Migrationsbewe- gungen umrahmt das erste Kapitel. „Neuzugewanderte sind weder sprachlos noch stimmlos.“ Aus der Einleitung, Radhika Natarajan

RkJQdWJsaXNoZXIy NDcxNDky