Zur Person
Ketevan Zhorzholiani war nach ihrem Germanistikstudium in Kutaissi, Georgien, zunächst als Deutschlehrerin und Lektorin für deutsche Sprache in Kutaissi tätig. Nach ihrer Auswanderung nahm sie ein Promotionsstudium an der Leibniz Universität Hannover auf. Acht Jahre lang war sie Lehrbeauftragte für Deutschkurse an der Universität Hildesheim. Seit mehr als einem Jahrzehnt wirkt sie als Beraterin für Sprachkurse, Dozentin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sowie als Prüfungsbeauftragte für TestDaF und lizenzierte Prüferin für telc B1/B2 an der Volkshochschule Hildesheim. Aktuell konzipiert und führt sie im Projekt LeibnizWerkstatt das Zusatzqualifizierungsangebot Werkstatt Plus durch.
Vorträge in der Reihe »mittwochs um vier«
Spätsommerwerkstatt, 2016
(a) Sprachprüfungen für den Hochschulzugang
Eine vorläufige Analyse des Bildungshintergrunds von Asylbeantragenden fördert einen hohen Anteil an Personen zutage, die angeben, vor ihrer Flucht ein Gymnasium oder eine Hochschule besucht zu haben. Dass diese Personen ihre Bildungsbiographien an deutschen Hochschulen fortsetzen, ist durchaus annehmbar und wünschenswert. Doch welche Hürden müssen überwunden und welche sprachlichen Voraussetzungen erfüllt werden, bevor man als Bildungsausländer_in an deutschen Hochschulen zugelassen wird? Die Formate und Niveaustufen der Sprachprüfungen, die für den Hochschulzugang erforderlich sind, werden in diesem Vortrag vorgestellt.
WiSe 2016/17
(b) Schreiben in der Fremdsprache bzw. Zweitsprache
Die Fähigkeit zur selbstständigen Textproduktion stellt für Zweit- und Fremdsprachenlernende eine besonders große Hürde dar, da es neben dem sicheren Umgang mit sprachlichen und grammatischen Mitteln ein hohes Maß an Planung, Elaboriertheit, Kompaktheit und Explizitheit erfordert. Der Schreibprozess umfasst Phasen des Planens, Formulierens und Überprüfens und setzt darüber hinaus Ausdrucks-, Kontextualisierungs-, Antizipations- und Textgestaltungskompetenzen voraus. Die Entwicklung der Schreibkompetenz verläuft dabei vom inhaltsbezogenen, über leserorientierten bis hin zum epistemischen Schreiben. Zu berücksichtigen ist hierbei die Spezifik einzelner Operatoren und Unterschiede zwischen schriftlichem Erzählen, Beschreiben, Argumentieren usw. Für Zweit- und Fremdsprachenlernende ist das selbstständige Produzieren ganzer Texte daher mit doppelter Belastung verbunden, da zu den oben genannten Phasen des Schreibprozesses das Übersetzen hinzukommt. Ein sensibler Umgang mit formalen Fehlern sowie erstsprachenbasierten Textmustern seitens der Lehrkräfte ist für die Ausbildung und Entwicklung der Schreibkompetenz genauso maßgeblich wie methodisch-didaktische Kenntnisse.
WiSe 2018/19
(c) Heißgehasste Fertigkeit – (Briefe-)Schreiben in den Integrationskursen
Seit dem »langen Sommer der Migration« (Kasparek/Speer 2015) ist Deutschland um über eine Million Zugewanderte reicher geworden, deren Weg zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt über die Integrationskurse und den Deutsch-Test für Zuwanderer führt. Leider wird die Anzahl der Lernenden, die diese Prüfung bestehen, immer geringer. Grund hierfür ist u. a. unzureichende Schulbildung und fehlende Erfahrung mit der Schriftkultur. Besonders beim Schreiben haben die meisten Teilnehmenden der Integrationskurse erhebliche Schwierigkeiten und brauche gezielte Förderung. Worin genau diese Probleme bestehen und welche Lösungen es dafür gäbe, wird in diesem Vortrag aufgezeigt.
WiSe 2019/2020
(d) Die Rolle der Schreibkompetenz im Kontext der aktuellen Zuwanderung
Nach dem Sommer 2015 kamen mehr als eine Million Geflüchtete nach Deutschland, was die sprachliche Förderung von Migrierten erheblich veränderte. Die Maßnahmen wie Integrationskurse, die für die vor dem Sommer 2015 Migrierten konzipiert wurden, reichen nicht mehr aus. Vor allem aufgrund der hohen Zahl junger Zugewanderter mit ausgeprägten Bildungs- und Berufswünschen sind die Fördermöglichkeiten nur bis zum B1-Niveau nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER) nicht mehr erfolgversprechend. Diese Tatsache wurde bereits erkannt, und seit 2016 organisiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Sprachkurse der berufsbezogenen Deutschsprachförderung (DeuFöV), die das Sprachniveau über die Integrationskurse hinaus fördern sollen.
Als Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in den Bildungs- und Arbeitsmarkt gelten unter anderem gut ausgebildete schriftsprachliche Kompetenzen, die im Rahmen von Integrationskursen nur unzureichend gefördert werden. Besonders die Schreibkompetenz sollte von Anfang an große Beachtung finden. Unter Berücksichtigung der heterogenen Voraussetzungen, die die Teilnehmenden mitbringen, sollte durch gezielte Vermittlung sowie Förderung der relevanten Teilkompetenzen schrittweise das Ziel zum selbstständigen und unbeschwerten Umgang mit der Schriftlichkeit erreicht werden.
Beitrag im Sammelband 2019
Integrationskurse: Wandel durch Migrationspolitik [Beitrag 17]
Keywords
- Integrationskurse,
- Deutsch als Zweitsprache,
- Neuzugewanderte,
- Schriftlichkeit,
- Schreibprozess,
- Migrationspolitik.
Abstract
»Die Grundlage des Beitrags bilden drei in den 1990er-Jahren in Israel erhobene narrative Interviews mit ehemaligen »Seit der Einführung der Integrationskurse im Jahr 2005 hat sich die Beschaffenheit der Teilnehmendengruppen verändert. Besonders stark ist diese Veränderung seit 2015 zu spüren, denn durch die Einreise mehrerer hunderttausender Flüchtlinge – darunter vieler Jugendlicher – wurde die anfängliche Überzahl an Altzugewanderten durch die der Neuzugewanderten abgelöst. Dies hat Auswirkungen auf den Unterricht und die Unterrichtsgestaltung sowie auf Ergebnisse der Abschlussprüfungen, die sich immer weiter verschlechtern. Dabei sollte man im Kontext der zunehmenden Zahl junger Zugewanderter mit teils klaren Bildungs- und Berufswünschen versucht sein, geeignete Kursformate zu konzipieren, die sie besonders fördern würden, um das auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt geforderte sprachliche Niveau zu erreichen. Als Voraussetzung dafür gelten ausgebildete schriftsprachliche Fertigkeiten, deren Spezifika und Entwicklung in diesem Beitrag u. a. analysiert werden.« (Ketevan Zhorzholiani 2019: 345)
Beitrag im Sammelwerk Sprache – Bildung – Geschlecht
Alphabetisierung für Erwachsene in der Zweitsprache Deutsch
Keywords
- Alphabetisierung,
- Analphabetismus,
- Deutsch als Zweitsprache,
- Grundbildung,
- Integrationskurse,
- Literalität,
- Migration.
Abstract
»In den letzten Jahren haben sich in Integrationskursen zum Teil durch neuere Migrationspolitik einige Veränderungen gegeben, und zwar sind dort zunehmend Teilnehmende aus arabischsprachigen Staaten, anstatt von Zugewanderten aus EU-Staaten, vorzufinden (vgl. Scheible 2018, S. 2). Da viele Teilnehmende aus Ländern mit einer anderen Schrift als dem Lateinischen stammen, steigt der Bedarf an Integrationskursen mit Alphabetisierung. Im Jahr 2017 wurde sogar ein neues Kursformat für Zweitschriftlernende eingeführt, um an bereits vorhandene Lese- und Schreibkompetenz der Teilnehmenden in ihren Erstsprachen anzuknüpfen und damit ihren Sprachlernprozess zu begünstigen (vgl. BAMF 2018a, S. 7). Doch bleiben die erhofften Erfolge in den Abschlussprüfungen selbst nach Kurswiederholungen aus, und die ehemaligen Teilnehmenden der Alphabetisierungskurse überschreiten selten die Stufe des funktionalen Analphabetismus, wodurch ihre Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt äußerst erschwert wird. In diesem Beitrag wird gezeigt, woran die Schwierigkeiten und folglich das Scheitern in solchen Kursen liegen können, und es werden einige Denkanstöße für die Arbeit mit diesen Teilnehmenden gegeben.« (Ketevan Zhorzholiani-Metz i.E.)