Dr. Alexa Mathias

Alexa Mathias (Deutsches Seminar) hat einen Vortrag in der Reihe »mittwochs um vier« gehalten. Ihr Beitrag findet sich im neuen Sammelwerk »Sprache – Bildung – Geschlecht«.

 

Alexa Mathias arbeitet seit 2008 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Seminar der Leibniz Universität Hannover. Dort promovierte sie 2014 mit einer korpuslinguistischen Studie zur dehumanisierenden Metaphorik in Texten rechtsextremer Musikszenen. Ihre Forschungsthemen sind Hasssprache, Sprache und Gewalt, Politische Linguistik und Queer Linguistics. Gastaufenthalte hat sie u. a. an den Universitäten Zadar (Kroatien) und Sassari (Italien) absolviert, Workshops für Deutschlehrer_innen im Ausland gestaltet und ist zudem Autorin mehrerer Deutschlehrbücher sowie fachjournalistischer und belletristischer Texte.

 

Vortrag in der Reihe »mittwochs um vier«

WiSe 2019/2020

Metaphern zur Dehumanisierung von Outgroups

Gesellschaften sind fragmentarische Gebilde – so vollzieht sich soziales Handeln stets vor dem Paradigma der situativ konstituierten Eigen- und Fremdgruppe(n). In Abhängigkeit von den vielfältigen und variablen Rahmenbedingungen gestalten sich die Interaktion zwischen den jeweiligen Gruppen und die Art und Weise ihrer symbolischen Repräsentation des Anderen mehr oder weniger kompetitiv, mehr oder weniger respektvoll, mehr oder weniger gewaltsam. Eine wichtige – wenn nicht gar die wichtigste – Funktion kommt hierbei der Sprache zu: Indem Sprechergemeinschaften sprachlich handeln, stellen sie die zu verhandelnden Sachverhalte nicht nur symbolvermittelt dar, sondern schaffen durch ihr sprachliches Handeln soziale Tatsachen.

Metaphern spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Sie verleihen auf Ebene ihrer sprachlichen Repräsentanten der Vorstellung Ausdruck, die sich eine Sprechergruppe von ihrem sozialen Gegenüber (der sog. Fremdgruppe) macht. Innerhalb bestimmter sozialer (auch: politischer) Rahmenbedingungen kann die Konzeption der Fremdgruppe durch die Eigengruppe Formen symbolischer Gewalt annehmen. Dies kann zum Beispiel durch die Verwendung von Metaphern unterschiedlicher Quelldomänen wie Tiere, Krankheiten, Schmutz oder Naturphänomene geschehen. Mittels der lexikalischen Vertreter dieser Domänen bzw. Felder referiert die Sprecher-Ingroup auf die Outgroup und ihre Mitglieder, um diese als nichtmenschlich zu konzipieren und darzustellen. Zudem leisten diese Metaphern einen konstitutiven Beitrag zur Begründung gegen den ›Feind‹ gerichteter Handlungen.

Im Vortrag werden diese sprachlichen Ausdrucksformen eingehender beschrieben und ihre Funktion im Rahmen von Abwertungsstrategien und der ›Argumentation gegen den Feind‹ hervorgehoben.

Beitrag im Sammelwerk Sprache – Bildung – Geschlecht

Zwischen »schwuler Sau« und »Genderwahn« – Dehumanisierung und Pathologisierung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität

Keywords

  • LGBTQ,
  • homosexuell,
  • transgender,
  • queer,
  • Diskreditierung,
  • Gewalt,
  • Hasssprache,
  • Geschlechtsidentität,
  • sexuelle Orientierung.

Abstract

»Im Beitrag wird am Beispiel von Internetkommentaren gezeigt, wie sich die Diskreditierung von homosexuellen, transidenten und anderen queeren Menschen auf sprachlicher Ebene vollzieht und welchen Beitrag diese Äußerungen zur Schaffung sozialer Tataschen und zur Festigung systemischer Gewalt leisten. Die begriffliche Intension und der contentsprachlicher Metaphern spielen für deren Appellfunktion gegenüber der Adressatin bzw. dem Adressaten eine wichtige Rolle. Intension und content schlagen sich nämlich auf die sprechendenseitige Bezeichnung queerer Menschen und sprechendenseitigen Ausdrucksdesiderate bei der Enkodierung lgbtq-bezogener Sachverhalte nieder. Die dafür gewählten sprachlichen Zeichen bzw. Ausdrucksformen können nicht nur auf semantischer Ebene beschrieben, sondern im Hinblick auf mögliche Intentionen der Sprechenden auch hinsichtlich ihrer pragmatischen Funktion analysiert werden. Sprachliche Zeichen, die im Zuge von homo- und transphoben Äußerungen verwendet werden, beschränken sich folglich nicht allein auf deskriptive Sprechakte, sondern beinhalten implizite Festlegungen auf oder Aufrufe zu möglichen künftigen Handlungen.« (Alexa Mathias i.E.)