PD Dr. Eva Kalny

Eva Kalny (Institut für Didaktik der Demokratie) hat mehrere Workshops zu Menschenrechten in der Werkstatt angeboten und drei Vorträge in der Reihe »mittwochs um vier« gehalten. Ihre Beiträge finden sich sowohl im 2019 erschienenen Sammelband »Sprache, Flucht, Migration« als auch im neuen Sammelwerk »Sprache – Bildung – Geschlecht«.

Zur Person

PD Dr. Eva Kalny, aktuell beim Institut für Didaktik der Demokratie und ehemals vom Institut für Soziologie (Arbeitsbereich Kulturanthropologie und Weltgeschichte), hat in Wien am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie über indigenes Gewohnheitsrecht und Menschenrechte in Guatemala dissertiert und in Hannover habilitiert. Als Wissenschaftlerin und Aktivistin befasst sie sich mit unterschiedlichen Aspekten von Menschenrechten und hat u. a. beim UN Flüchtlingshochkommissariat UNHCR in Wien gearbeitet.

Workshops und Vorträge in der Reihe »mittwochs um vier«

Werkstatt ab 2016
(a) Menschenrechte als Grundlage für die Flüchtlingsarbeit

Die Veranstaltung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Der praktische Teil soll die Teilnehmenden für das Thema Menschenrechte und dafür, was sie darunter verstehen, sensibilisieren und eine vertiefte Reflexion anregen. So wird deutlich, dass zu den Menschenrechten weit mehr als nur die Befriedigung unmittelbarer, grundlegender Bedürfnisse gehört. Zusätzlich wird die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte besprochen und in Verbindung zur Fluchtthematik gesetzt, was durch Statistiken über die weltweite Verteilung geflüchteter und auf der Flucht befindlicher Menschen ergänzt wird. 

SoSe 2016
(b) Flucht und Vertreibung – eine intersektionale Perspektive

Flüchtlinge sind keine homogene Gruppe. Unterschiede auf Grund von Geschlecht, Alter, sozialer Herkunft oder sexueller Orientierung sowie unterschiedliche gesetzliche und soziale Rahmenbedingungen bewirken neue Einschränkungen und Möglichkeiten für Menschen auf der Flucht. Diese Bandbreite an Erfahrungen wird anhand unterschiedlicher Beispiele und mithilfe des Konzepts der Intersektionalität analysiert, Konsequenzen für die Praxis werden erörtert.

WiSe 2016/17
(c) Menschenrechte von Geflüchteten: 65 Jahre Genfer Flüchtlingskonvention

Die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) beschreibt den Minimalstandard, der nötig ist, um die Menschenrechte von Geflüchteten zu schützen. Welche Rechte umfasst die GFK? Und ist sie nach 65 Jahren noch zeitgemäß? – Anlässlich des nahenden Tages der Menschenrechte bietet sich ein Rückblick auf dieses zentrale Menschenrechtsdokument an.

SoSe 2018
(d)Menschenrechte, ›westliche Werte‹ und Geflüchtete

Die Darstellung von Menschenrechten als Produkt westlicher Geschichte und Werte greift zu kurz: sie verschleiert die Rolle eben derselben westlichen Staaten an Kolonialismus, Sklaverei, postkolonialer Ausbeutung und anderen menschenverachtenden Praktiken sowie deren ideologische Legitimierung. Zudem leugnet sie die Tatsache, dass eine Vorstellung über die grundsätzliche Gleichwertigkeit aller Menschen in zahlreichen Traditionen und Religionen zu finden ist. An europäische Traditionen und Werte wird meist mit dem Gestus der Überlegenheit appelliert – ein Widerspruch zur Grundidee der Menschenrechte. Koloniale Bilder bestehen teilweise weiter und beeinflussen diese Vorstellungen über Geflüchtete. In diesem Vortrag wird die einseitige eurozentrische Geschichtserzählung unter die Lupe genommen und schrittweise zurechtgerückt.

WiSe 2018/19
(e) Bildungschancen an Grundschulen verbessern

Wie kann Zugang zu Bildung an Grundschulen für marginalisierte Kinder durch den Einsatz von Kunst und Kultur gefördert werden? - Ein im Rahmen von Erasmus+ gefördertes Projekt widmet sich dieser Frage an Hand des Beispiels der Schule Parkinson Lane in Halifax, Nordengland: sie befindet sich in einem pakistanisch geprägten Stadtviertel mit einem hohen Anteil an ökonomisch marginalisierten Familien, Englisch ist häufig nicht die Umgangssprache. Nach umfangreichen Veränderungsprozessen in der Schule, in deren Rahmen Kunst und Theater eine Schlüsselposition im Lernprozess erhalten haben, zählen die Abschlüsse der Kinder nun zu den 3% der besten des Landes. Projektpartner in Brüssel, Thessaloniki, Palermo und Hannover lernen von Parkinson Lane und setzen ausgewählte Aspekte in ihren Ländern um.

Beitrag im Sammelband 2019

Menschenrechte, ‚westliche Werte‘ und Geflüchtete [Beitrag 24]

Keywords

  • Menschenrechte,
  • Westliche Werte,
  • Flucht,
  • Asyl,
  • Eurozentrismus,
  • Rassismus,
  • UNO,
  • Geschichte,
  • Europäische Union,
  • Sexismus.

Abstract

»Die Themen Menschenrechte und Geflüchtete stehen aus zumindest zwei Gründen in einem Zusammenhang: so ist erstens der Schutz von Geflüchteten Teil des Menschen- und Völkerrechts, und beziehen sich zweitens zahlreiche aktuelle öffentliche Diskurse auf eine angenommene Notwendigkeit, in Europa angekommenen Menschen Menschenrechte und ‚westliche Werte‘ überhaupt erst einmal vermitteln zu müssen. Im Folgenden werden Menschenrechte von Geflüchteten im Sinne des internationalen Rechts umrissen und danach komplexe historische Beziehungen zwischen Menschenrechten und ‚westlichen Werten‘ dargelegt. Dabei wird ersichtlich, dass die übliche Darstellung von Menschenrechten als Produkt westlicher Geschichte und Werte zu kurz greift. Darauf aufbauend werden einige Aspekte der vielschichtigen Vermittlung westlicher Werte und Traditionen an Geflüchtete analysiert. Der Gestus der Überlegenheit, mit dem häufig an eben diese Werte appelliert wird, steht dabei im Gegensatz zur Grundidee der Gleichwertigkeit aller Menschen und damit der Menschenrechte.« (Eva Kalny 2019: 471)

Beitrag im Sammelwerk Sprache – Bildung – Geschlecht

Theater als Lehr- und Lernmethode: die Parkinson Lane Community Primary School in Halifax, UK. Ein Projektbericht

Keywords

  • Schule,
  • Theater,
  • Schulentwicklung,
  • postkoloniale Bildung.

Abstract

»Das ERASMUS+ Projekt Developing European Values in Primary Schools stellt die Vermittlung von Werten an Grundschulen in den Mittelpunkt eines zweijährigen Erfahrungsaustausches zwischen Bildungsinstitutionen in Belgien, Deutschland, Griechenland, Großbritannien und Italien. Vorbild ist dabei die Grundschule Parkinson Lane Community Primary School in einem marginalisierten Stadtteil im nordenglischen Halifax. Die Partnerorganisationen und -schulen lernen von der Modellschule, der es gelingt, in einem überwiegend bildungsfernen und mehrsprachigen Kontext den Kindern zu außergewöhnlichen Leistungen zu verhelfen. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Einsatz von Theater als Lehr- und Lernmethode, die über die bloße Sprachvermittlung hinausreicht, auf seiner Einbettung in ein respektvolles und förderndes Schulambiente und auf der Fähigkeit zur beständigen Weiterentwicklung des Ansatzes.« (Eva Kalny i.E.)