Publikation 2019: Sprache, Flucht, Migration

Sprachliche Unterstützung für Geflüchtete kann erst dann fruchten, wenn ein ganzheitlicher Ansatz verschiedene Facetten beleuchtet. In sechs Kapiteln mit 25 Beiträgen, einer Einleitung und einem Epilog bietet der Sammelband Sprach- und Migrationsinteressierten sowie pädagogisch Handelnden einen einführenden Überblick über Sprachen und Fluchtmigration an.

Inhaltsübersicht

Einleitung

Buchteil A Gesellschaftliche Zustände und Zusammenhänge: Sprache, Flucht und Migration
Kapitel I Historisches: Migrationsbewegungen und Umgang mit Sprachen

Kapitel II Gegenwärtiges: Staatlich-gesellschaftlicher Widerhall auf Fluchtmigration

Buchteil B Pädagogische Vorschläge und Zugänge: Sprache, Flucht und Bildung
Kapitel III Kinder und Jugendliche: Schulische Kontexte 

Kapitel IV Jugendliche und Erwachsene: Außerschulische Kontexte 

Buchteil C Kritische Überlegungen: Sprache, Migration und Differenzziehung
Kapitel V Reflexionen zu Positionierung zwischen Inklusion und Ausgrenzung: Politische Bildung und Ästhetik 

Kapitel VI Reflexionen zu Nützlichkeit vs. Empathie: Literatur, Menschenrechte und Bildung

Epilog

Inhaltsbeschreibung

Ansatz

Nachhaltige Sprachlernunterstützung für Geflüchtete bedarf eines interdisziplinären Ansatzes. In diesem Band werden einerseits kreative Wege der Deutschvermittlung und institutionelle Zugänge für Zugewanderte aufgezeigt und andererseits psychosoziale und menschenrechtliche Dimensionen nach der Flucht und Migration aufgegriffen. Vereinfachende Vorstellungen von Sprachen und Wanderungsarten, die im Widerspruch zur tatsächlich vielfältigen und vielsprachigen bundesrepublikanischen Migrationsgesellschaft stehen, müssen gesellschaftsgeschichtlich verortet und kritisch hinterfragt werden.

Zielgruppe

Angehende Lehrkräfte benötigen sowohl eine praxisnahe Anleitung zum Umgang mit Sprachen nach der Zwangsmigration als auch einen theoretischen Überblick, der kritisch ausgerichtet ist und eine historische Perspektive annimmt. Mit ihren 25 Beiträgen lenkt dieser Band den Blick zudem auf das Engagement der Aufnahmegesellschaft, auf Differenzen abbauende Mechanismen und spricht sich für eine Pädagogik der Mehrsprachigkeit aus.

Literaturangabe

Natarajan, Radhika (Hrsg.) 2019. Sprache, Flucht, Migration. Kritische, historische und pädagogische Annäherungen. Wiesbaden: Springer VS.

Inhaltsverzeichnis

  • Einleitung: Sprache, Flucht und Migration. Einordnende Überlegungen

    Einleitung der Herausgeberin

    »Auf den für Neuzugewanderte zweifelsohne notwendigen und zu ermöglichenden Zugang zur Sprache Deutsch im Sinne eines Sprachausbaus und -aufbaus unter Berücksichtigung von Mehrsprachigkeit und Mehrschriftlichkeit hinweisend, fokussiert diese Aufsatzsammlung zugleich auf die Notwendigkeit der Ermöglichung eines ganzheitlich geprägten Zugangs und einer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Unter ganzheitlich versteht sich hier ein umfassender Blick, der ausgewählte Aspekte nach einer Flucht wie die rechtlichen und psychosozialen Rahmenbedingungen einbezieht sowie die aktuelle Lage in Bezug auf Sprachen und (Flucht-)Migrationsbewegungen gesellschaftsgeschichtlich situiert.

    Die interdisziplinären Beiträge werden Analysen vornehmen, Perspektiven aufzeigen, Überlegungen anstellen und Ideen entfalten, die sonst nur im jeweiligen Fach bekannt gewesen wären, in dieser Zusammensetzung allerdings auch Fachfremde ansprechen wollen. Nach einem knappen Aufriss zur Wanderungsgeschichte, zum Umgang mit Sprachen sowie zu Bezeichnungen für die gegenwärtige Gesellschaft werden der Aufbau dieses Rahmenbandes, der sich aus drei Buchteilen A, B & C zusammensetzt, und die insgesamt 25 Beiträge in sechs thematischen Kapiteln kurz vorgestellt).« (Radhika Natarajan 2019: 9)

  • Kapitel I: Historisches. Migrationsbewegungen und Umgang mit Sprachen

    Beitragstitel

    1 Sprache nach der Flucht. Erfahrungen der ‚Kinder‘ des Kindertransports 1938/39
    Eva-Maria Thüne

    2 Metaphern in der Migration: Analyse narrativer Interviews mit deutschsprachigen Emigrant_innen aus dem nationalsozialistischen Machtbereich
    Simona Leonardi 

    3 Sprachen und Sprachmittlung in der Gastarbeitendenmigration: die galicischen Arbeitsmigrierten in Hannover
    Marta Estévez Grossi

    4 Kultur, implizites Wissen und Spracherwerb. Überlegungen auf Basis der sprachsoziologischen Arbeiten von Alfred Schütz
    Gerd Sebald

    5 Warum Ethnizität? Diskursive Konstruktionen mit gesellschaftlicher Wirkungsmacht
    Nina Clara Tiesler

  • Kapitel II: Gegenwärtiges. Staatlich-gesellschaftlicher Widerhall auf Fluchtmigration

    Beitragstitel

    6 Die ›Orbánisierung‹ des deutschen Flüchtlingsrechts: Verschärfungen des rechtlichen Rahmens und die Bedeutung qualifizierter Rechtsberatung
    Mirko Widdascheck

    7 Zivilgesellschaftlich-ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete und von Geflüchteten – Ein doppelter Schlüssel für ganzheitliche Teilhabe
    Ina Rust

    8 Ein Verein und sein Engagement für Migrations- und Flüchtlingsarbeit. Bildungsangebote für Geflüchtete und Migrant_innen bei kargah e.V.
    Peyman Javaher-Haghighi

    9 Zum Verständnis im Umgang mit Menschen mit Traumafolgestörungen
    Christiane Maurer

  • Kapitel III: Kinder und Jugendliche. Schulische Kontexte

    Beitragstitel

    10 Bildungszugänge und –barrieren in der Migrationsgesellschaft. Aktuelle Ansätze, Diskurse und Beobachtungen im Kontext von Neumigration
    Isabel Sievers 

    11 Sprachliche Hürden im deutschen Schulsystem - Die Bedeutung sprachsensiblen Unterrichts
    Christine Bickes

    12 Schulische Willkommenskultur. Aspekte der pädagogischen Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen in Sprachlernklassen
    Söhnke Post

    13 Sprachförderung und Integration im und durch Sportunterricht
    Steffen Schiedek, Anna-Katharina Dehmann und Marius Müller

    14 Der ›sichere Ort‹: Traumapädagogik aus der Praxis für die Praxis
    Marianne Herzog

  • Kapitel IV: Jugendliche und Erwachsene. Außerschulische Kontexte

    Beitragstitel

    15 Berufliche Weiterbildung als zweite Chance? Herausforderungen für den Umgang mit Diversität und die Arbeit mit Geflüchteten
    Julia Gillen

    16 Spracherwerb in beruflichen Kontexten: Handlung, Tätigkeit und Sprache
    Ariane Steuber

    17 Integrationskurse: Wandel durch Migrationspolitik
    Ketevan Zhorzholiani

    18 Wo Ich bin, bist auch Du. Spielerische Zugänge zu Fremdheit im Kontext der gegenwärtigen Flüchtlingssituation
    Iulia Mihaela Iclodean

  • Kapitel V: Reflexionen zu Positionierung zwischen Inklusion und Ausgrenzung. Politische Bildung und Ästhetik

    Beitragstitel

    19 Das Privileg als Leitkategorie in der rassismuskritischen Bildungsarbeit – Am Beispiel der Methode »Ein Schritt nach vorn«
    Florian Grawan

    20 Inclusive Citizenship als Ausgangspunkt für emanzipative und inklusive politische Bildung in der Migrationsgesellschaft
    Malte Kleinschmidt, Steve Kenner und Dirk Lange

    21 Ästhetik des Zugangs: Kommunikation und Sprache im Theater für Gehörlose und Hörende
    Rafael Ugarte Chacón

  • Kapitel VI: Reflexionen zu Nützlichkeit vs. Empathie. Literatur, Menschenrechte und Bildung

    Beitragstitel

    22 Literaturwissenschaft als interkulturelles Training am Beispiel der koreanisch-amerikanischen Literatur
    Kirsten Twelbeck

    23 Das Recht der Entrechteten: Literatur und die Erfindung der Menschenrechte
    Peter Schneck

    24 Menschenrechte, ‚westliche Werte‘ und Geflüchtete
    Eva Kalny

    25 Romantische Anmerkungen zur Bildungssprache – ein Essay
    Hans Bickes

  • Epilog: Sprache – Flucht – Migration. Ein Kommentar

    Kommentar externer Reviewender

    »Die Ankunft einer großen Zahl an Geflüchteten seit 2015 ebenso wie die Erfolge rechtspopulistischer Parteien in Deutschland und vielen anderen Staaten Europas hat die Diskussion um Integration, Sprache und Kultur – sowohl in Bezug auf ‚große theoretische Fragen‘ als auch im Zusammenhang konkreter politischer und didaktischer Arbeit – wieder aufleben lassen. Die in diesem Band versammelten Texte eröffnen eine Vielzahl von Perspektiven auf dieses Themenfeld. In den folgenden Kommentaren versuchen wir, Verbindungslinien zwischen den Texten aufzuzeigen und sie in einen gesellschaftlichen bzw. gesellschaftswissenschaftlichen Kontext einzuordnen.« (Štefica Bestian Fiolić & Christoph Bestian Fiolić 2019: 513)